Jahrgangsreport 2: Zucker & Matsch
Da helfen weder Schnaps noch gutes Zureden. Es hat sich eingeregnet. Und natürlich den Boden komplett durchweicht. Die Gummistiefel sinken bei jedem Schritt tief ein und machen ein schmatzendes Geräusch, wenn man sie mit ganzer Kraft aus dem Matsch zieht. So macht Arbeiten Spaß. Aber hilft nichts. Drei Tage haben wir. Heute beginnen wir mit dem ersten Feld Cabernet. So viel also zum tiefroten Kavalier… Uns begrüßt er nicht sonderlich charmant.
In die Reben
Wir verteilen 80 Lesebütten zwischen den Reben. Alle ziehen die Kapuzen noch weiter ins Gesicht, dann rücken die Frauen mit den Rebscheren aus, während die Männer die Abbeer- und Maischmaschine aus dem Abstellraum holen und aufbauen. Kaum ist die Maschine an den Starkstrom angeschlossen, tut sich… gar nichts. Die Maschine läuft nicht an. Dabei war letztes Jahr alles noch in Ordnung. Ist der E-Motor kaputtgegangen? Das wäre das Ende des Jahrgangs 2017.
Zu viel Zucker, zu viel Matsch
OK. Panik ist gerade nicht der beste Berater. Aber angebracht ist sie trotzdem ein wenig. Zusammenreißen. Nach Fehlern suchen. Um 8:00 – es schüttet noch immer – haben wir das Problem lokalisiert. Da scheint sich Traubenzucker aus dem letzten Jahr festgesetzt zu haben, der nun die Antriebswelle und den Antriebsriemen verklebt. Offenkundig hat auch Mary Poppins mit ihrem “Löffelchen voll Zucker” nicht uneingeschränkt Recht.
Aber das ist nichts, was man nicht mit einem ordentlichen Schwung lauwarmem Wasser beheben könnte. Und siehe da: die Maschine läuft. Aber viel zu langsam. Das darf doch nicht wahr sein. Ist das jetzt ein Stromproblem oder vielleicht doch der E-Motor? Neben uns stapeln sich die gefüllten Bütten und die mürrischen Arbeiter. Nichts geht voran.
Der Magier
Inzwischen ist es 9:00 Uhr und weder eine Lösung, noch ein Ende des Regenschauers sind in Sicht. So viel zur Zuverlässigkeit von Maschinen und Wetterapps. Hingegen absolut zuverlässig: Gábór, unser Traktorfahrer, Maschinenschlosser, Elektrotechniker, Pflanzenschutzfachwirt, Lichtblick. Er schaut in unsere langen Gesichter, dann in die Maschine. Ein Handgriff und die Maschine schnurrt wie ein Kätzchen. Gábór schüttelt belustigt den Kopf – nur zwei Schrauben locker – das muss man doch sehen.
Es ist 9:15 Uhr. Der Himmel reißt auf.
Den ersten Teil der Winzersoap verpasst? Hier nachlesen.