Und jetzt einen Glühwein…

Am letzten Samstag vor Weihnachten noch schnell die vergessenen Geschenke kaufen. Und die Lorbeerblätter für den Weihnachtsbraten. Dabei hatte man doch angenommen, viel besser organisiert zu sein, als in den letzten Jahrzehnten. Und das, obwohl Weihnachten echt überraschend kam, dieses Jahr. Sind dann alle Pakete verpackt, der Weihnachtsbaum angezündet und die Familie versammelt, könnte es doch so idyllisch sein. Aber irgendwie fordert der eine mehr Lametta und allen ist unklar, wann eigentlich der gemütliche Teil losgeht.

Seid doch ein bißchen gemütlich…

Die Antwort lautet: jedenfalls weder am 25. noch am 26.12. Da sind nämlich Familienbesuche dran. Und schon vor der Abfahrt fehlt dem Kind plötzlich eine Socke, die – wie sich herausstellt – irgendwie an Vaters Fuß gekommen ist, der sich wiederum wundert, warum das Blut in seinem linken Bein so schlecht zirkuliert. Auch der Autoschlüssel scheint unauffindbar und das Käsesouffle ist außerdem zusammengefallen. Ist man dann bei der Verwandtschaft – mindestens 45 Minuten zu spät – angekommen, werden kleine Nettigkeiten verteilt. Der Ton ist liebevoll passiv-aggressiv, die Stimmung bombastisch. Plötzlich ist es halb eins, die dritte Flasche Wein geleert, alle sollten besser ins Bett gehen, aber der Großonkel möchte über Politik reden. Oder Religion.

Süßer die Glocken nie klingen

In manchen Fällen wohnt die Familie recht weit weg. Also bleibt man über Nacht. Aber von wegen Feiertage. Die Kirchenglocke läutet unerbittlich und holt jeden aus dem Bett – egal wie lang der Abend noch geworden ist. Und weil man schon mal da und schon mal wach ist, gehts gemeinsam in die Kirche. Die ist ungeheizt und der Katarr nur eine Frage der Zeit. Weil das Heimatdorf so klein und überschaubar ist, wissen nicht nur die Nachbarn vor einem selbst, was man eigentlich zu Mittag isst, auch der Pfarrer hat genau auf dem Schirm, wann man die Verwandtschaft zuletzt besucht hat. Auch der Kirche habe man sich ja recht rar gemacht, stellt er in großer Runde fest.

Gemütliche Fernsehzeit

Da ist man schon fast wieder erleichtert, wenn man mit dem ungeliebten Spritzgebäck der alten Nachbarin und dem schwerhörigen Teil der Verwandtschaft wieder vor dem Fernseher sitzt und “Weihnachten mit Florian Silbereisen” auf Zimmerlautstärke drei Häuser weiter schaut. “Traurig, dass sich Helene Fischer von ihm getrennt hat. So ein fescher Bursche. Und sie waren doch so ein schönes Paar.” Hätte man beim Besuch des letzten Death Metal Konzerts einfach die Ohrstöpsel weggelassen, wäre das jetzt weit weniger schlimm. Aber es ist ein Ende in Sicht.

Und schon ist wieder alles vorbei

Bevor man sich richtig versieht, ist plötzlich alles wieder vorbei und man wundert sich, wie schnell die Tage vergangen sind. Eigentlich war es doch ganz schön, alle mal wieder zu sehen. Die Hitparade der Volksmusik ist gar nicht so schlimm und die politischen Grabenkämpfe waren eigentlich auch nur ein neckisches Geplänkel. Schließlich ist Blut dicker als Wasser. Klar, jetzt will jeder erst mal heim, Beine hochlegen, aber nächstes Jahr, das wird toll. Da freut man sich drauf. Da wird einen Weihnachten auch nicht so eiskalt überraschen wie diesmal… Ganz bestimmt.

Wenn Sie das Fest der Besinnlichkeit unbeschadet überstanden haben, haben Sie ihn sich redlich verdient:

Einen köstlichen Glühwein

Probieren Sie es doch einfach mal unser Rezept, das wir gerne mit Ihnen teilen.

Zutaten:

  • 1 Flasche Gratz Merlot »M«
  • 1 Bio-Orange
  • 2 Zimtstangen
  • 3-4 Gewürznelken
  • 1 Vanilleschote
  • 3 Sternanis

Zubereitung:

Orangen in Scheiben schneiden, Vanilleschoten aufschneiden und mit allen Zutaten in einen großen Topf werfen. Langsam, auf kleiner Flamme aufwärmen (nicht kochen) und gut durchziehen lassen. Den heißen Glühwein in Tassen füllen und Süßungsmittel nach Wahl dazu reichen. Mit hochgelegten Beinen auf dem Sofa genießen.