Jahrgangsreport 3: Zeit ein Fass aufzumachen

9:15. Die Sonne ist tatsächlich rausgekommen. Nie wieder zweifle ich an Wetterapps. Fast noch wichtiger: auch unsere Abbeer- und Maischmaschine läuft, seit Gábór die lockeren Schrauben, die uns kurzfristig in Angst und Schrecken versetzt haben, mit wissendem Lächeln festgezogen hat. Es ist gut, ein Multitalent in den eigenen Reihen zu wissen.

Wird etwa doch noch alles gut?

Während die Maische in unsere Fässer fließt, kommt die Lese in vollen Gang. Die schlechte Laune hat sich mit dem Regen verzogen und alle verrichten konzentriert ihre Arbeit. Pünktlich zur Mittagszeit legt sich auch der starke Wind, der das Versorgungszelt am Morgen bereits einmal umgerissen hatte. Dank Gaffertape und Reserve-Weinpflöcken steht es jetzt aber wieder wie eine Eins. Und auch der Bohnengulasch und unser Wein stehen bereits für die fleißigen Helfer auf den Tischen bereit. Gemeinsam nehmen wir an den Biergarnituren Platz und lassen es uns schmecken.

Ein tolles Team

Bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen besprechen wir die Arbeitsschritte und Planung für den Nachmittag, bevor sich jeder wieder mit vollem Elan in seine Arbeit stürzt. 15 Leute sind wir insgesamt, neben zehn Helfern und Gábór, haben zwei Freunde aus Deutschland Dorothee und mich begleitet und unterstützen uns nun tatkräftig. Ich freue mich, mit Menschen Hand in Hand zu arbeiten, von denen ich jeden einzelnen schätze. Ich bin mir sicher, dass nicht nur das Klima der Region, sondern auch das unter den Mitarbeitern in den Geschmack unserer Weine einfließt.

Es läuft…

Nicht nur Zwischenmenschlich läuft alles glatt. Ich prüfe meinen Traubenmost und das Mostgewicht liegt bei 100° Oechsle. Damit habe ich mehr als 100 Gramm Zucker pro Liter. Klingt süß, ist es aber eigentlich gar nicht, denn der Zucker wird später in Alkohol umgewandelt, also alles perfekt. Ich werde keinen ungarisch-pfälzischen Mavrodaphne anbieten müssen.

Als wir am Abend die Bütten auswaschen und die Maschinen und Schläuche reinigen, haben wir insgesamt 4.400 Liter Maische in unseren Fässern. Ich bedanke mich bei meinen Helfern und als alle nach Hause gegangen sind, setze ich mich mit Dorothee und unseren Freunden auf die sonnenwarme Terrasse und lasse mir ein Bier schmecken. Wer sagt denn auch, dass es immer nur Wein sein darf?

Glücklich, aber von der harten Arbeit geschafft, verabschieden wir uns bald und legen uns schlafen. Denn morgen klingelt der Wecker unerbittlich um 5:00 Uhr. Mit ins Bett nehmen wir unsere neuste Erkenntnis, dass man den Tag vielleicht nicht vor dem Abend loben, aber genauso wenig verteufeln sollte.

To be continued…

Hier geht es zu den anderen Teilen unserer Winzersoap:
Winzersoap Teil 1: Traubenlese & Winzerromantik?
Winzersoap Teil 2: Zucker & Matsch