Jahrgangsreport 1: Traubenlese ohne Winzerromantik

Es war warm, trocken, Sonnenschein, bestes Wetter für die Weinlese. Moment. Das war am Vortag. Alles, bis auf die Lese. Die stand noch an. Zehn Helfer waren eingeplant. Dazu Dorothee und ich, zwei Freunde, die aus der Pfalz angereist waren. Um fünf Uhr klingelte das Telefon. Die Sonne war noch nirgendwo in Sicht. Ein Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer verrieten außerdem starken Regen, heftigen Wind und frische acht Grad. Imre, der Vorarbeiter am anderen Ende der Leitung fragte, ob die Arbeiter wirklich kommen sollten. Gleichzeitig die Info, dass sie nur für zwei Tage verfügbar waren. Wenn wir also nicht schnellstmöglich anfingen, würde es nichts mit dem Jahrgang 2018.

Es gibt immer die eine positive Wetter-App

Eigentlich war an Lese bei diesem Wetter überhaupt nicht zu denken. Ich durchsuchte alle verfügbaren Wetterapps nach der bestmöglichen Voraussage. Und tatsächlich: der Himmel sollte um Punkt 9:15 Uhr aufreißen. Natürlich konnten wir bis dahin nun auch nicht mehr warten. Um 7:00 Uhr standen wir vollzählig in Ölzeug und Gummistiefeln frierend im Regen. Das Wetter und die matschigen Weinberge drückten die Motivation ein wenig. Und selbst der traditionell zum Arbeitsbeginn ausgeschenkte Tresterschnaps konnte an der allgemeinen Übellaunigkeit wenig ausrichten. Ich stapfte also von Arbeiter zu Arbeiter, um gute Laune zu verbreiten. Mit einem Versprechen: um 9:15 Uhr wird alles besser.

Spoiler: dem war leider nicht so. Und natürlich sollte das auch nicht die einzige Katastrophe des Tages bleiben. Also bleiben Sie dran.